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INHALTSVERZEICHNIS
KRIEGSKINDER ( Gedicht)
DAS ERKENNEN(Nepomuk Vogl))
ZWEI HEIMGEKEHRTE(Anastasius Grün)
HEIMKEHR(Lied))
GEFANGEN(ein russisches Lied )
EIN FRIEDHOFSGANG(v.I.N.Vogel-Gedicht)
HEIMWEH( Gedicht)
Der Halligmatrose(Hermann Allmers)
Von der Wanderschaft zurück
KRIEGSKINDER
Die Tage der goldenen Jugend
verträumt ich beim Mütterlein.
Im Garten beim blauen Flieder
Da saßen wir oft allein.
Ich lauschte dem Zaubermärchen
erschauernd in süßer Lust.
Ich ruhte der besten Mutter
gar selig an treuer Brust.
Und als ich dann groß geworden
Der Kaiser, er rief zum Krieg
Da zog mit den Kameraden
Zum Kampf ich hinaus und zum Sieg.
Mein Mütterlein aber betet
all Abend zum Sternenzelt
Gott schütze mir im Krieg mein Liebstes,
mein einziges auf dieser Welt.
Bei dröhnendem Schlachtenwetter
auf einsamer fremder Wacht
des Nachts auf dem harten Lager,
hab dein ich, o, Mutter, gedacht.
Es brannte die schwere Wunde
Sie haben mich heim gesandt
Da hofft ich aufs neu zu gesunden,
gepflegt von der Mutterhand
Mit sehnsuchtsvoll bangem Herzen
kehr ich zum Heimatland.
Doch niemand kommt mir entgegen
und drückt mir zum Gruße die Hand.
Denn sieh´ an der Friedhofsmauer
ein Grab mit Vrergißnichtmein.
Dort haben sie mir begraben
Mein teuerstes Mütterlein.
(Aus dem Gedichtbuch meiner Großmutter)
DAS ERKENNEN
(Nepomuk Vogl geb.2.11.1802 gest.16.11.1866)
Ein Wanderbursch, mit dem Stab in der Hand,
kommt wieder heim aus dem fremden Land.
Sein Haar ist bestäubt und sein Antlitz verbrannt
von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt?
So tritt er ins Städtchen vor`s alte Tor,
am Schlagbaum lehnt just der Zöllner hervor.
Der Zöllner, der war ihm ein guter Freund,
oft hatte der Becher die beiden vereint.
Doch sieh, Freund Zollmann erkennet ihn nicht;
Zu sehr hat die Sonn ihm verbrannt das Gesicht.
Und weiter wandert nach kurzem Gruß
Der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß.
Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm:
"Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm"
Doch sieh`-- auch das Mägdlein erkennet ihn nicht;
Die Sonn`hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.
Und weiter geht er die Straße entlang,
ein Tränlein rollt ihm von der braunen Wang`.
Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her:
"Gott grüß`euch!" so spricht er, und sonst nichts mehr.
Doch sieh, das Mütterchen schluchzet vor Lust:
"Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust.
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
das Mutteraug hat ihn doch gleich erkannt.
Wenn man unter der Führung von Frau Grunewald in das Löbejüner
Museum geht,
erklingt zum Abschluss dieses Lied, gesungen von ihrem verstorbenen Mann
"JULIUS GRUNEWALD"
ZWEI HEIMGEKEHRTE
(Anastasius Grün)
Zwei Wanderer zogen hinaus zum Tor,
zur herrlichen Alpenwelt empor.
Der eine ging, weil´s Mode just,
den andern trieb der Drang in der Brust.
Und als daheim nun wieder die zwei,
da rückt die ganze Sippe herbei,
da wirbelts´ von Fragen ohne Zahl:
„ Was ihr gesehen? Erzählt doch einmal!“
Der eine drauf mit Gähnen spricht:
„Was wir gesehn? Viel Seltenes nicht!
Ach, Bäume, Wiesen, Bach und Hain
und blauen Himmel und Sonnenschein.“
Der andere lächelnd dasselbe spricht,
doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht:
„Ei, Bäume,Wiesen, Bach und Hain
und blauen Himmel und Sonnenschein!“
( Aus dem Löbejüner Amtsblatt vomMärz 2005 entnommen)
HEIMKEHR
Ich kam vom Walde hernieder,
da stand noch das alte Haus,
Mein Liebchen das schaute wieder
wie sonst zum Fenster hinaus.
Sie hat einen ander`n genommen,
ich war draußen in Schlacht und Sieg,
ach wäre alles doch anders gekommen,
ich wollte , es wär` wieder Krieg..
Am Wege da spielte ihr Kindchen,
das glich ihr so recht auf ein Haar,
ich küßt`s auf sei rotes Mündchen:
"Gott segne dich immerdar!"
Sie aber schaute erschrocken
noch lange Zeit nach mir hin,
und schüttelte sinnend die Locken,
und wusste nicht, wer ich bin.
Dort oben, da stand ich am Baume,
da rauschten die Wälder so sacht,
ein Waldhorn erklang wie im Träume ,
herüber die ganze Nacht.
Doch als die Vögelein sangen,
frühmorgens, -sie weinte so sehr,
ich aber bin weit naus gegangen,
: nun sieht sie mich nimmermehr :
(In der Nachkriegszeit wurde es oft gesungen)
GEFANGEN ( ein russisches Lied )
Sonne wandert auf und nieder,
scheint in meinen Kerker nie,
Wachen sten`n vor meinem Fenster,
Tag und Nacht,
dass ich nicht flieh`.
Nein, ich werde euch nicht entfliehen,
stöhnt mein Herz auch:
Gebt mich frei!
Meine schwere Eisenkette
brech` ich nimmermehr entzwei.
Ach, du harte Eisenkette,
bist ein schlimmer Wächtersmann,
hältst nicht nur den Leib gefangen,
schlägst die Seele auch in Bann.
Dieses Lied lernten wir im Russischunterricht, (ca.1952)
Später wurde es verboten
Ein Friedhofsgang
v. J.N. Vogel
Beim Totengräber klopft es an:
"Mach auf, mach auf, du greiser Mann!
Tu auf die Tür und nimm den Stab,
musst zeigen mir ein teures Grab!"
Ein Fremder spricht`s mit strupp`gem Bart,
verbrannt und rauh, nach Kriegerart.
Wie heißt der Teure, der euch starb
Und sich ein Pfühl bei mir erwarb?
Die Mutter ist es; kennt ihr nicht
Der Marthe Sohn mehr am Gesicht?
"Hilf Gott, wie groß, wie braun gebrannt;
Hätt` nun und nimmer euch erkannt."
"Doch kommt und seht, hier ist der Ort,
nach dem gefragt mich euer Wort.
Hier wohnt, verhüllt von Erd` und Stein,
nun euer totes Mütterlein."
Da steht der Krieger lang` und schweigt,
das Haupt hinab zur Brust geneigt.
Er steht und starrt zum teuren Grab
Mit tränenfeuchtem Blick hinab.
Dann schüttelt er sein Haupt und spricht:
"Ihr irrt, hier wohnt die Tote nicht.
Wie schlöss` ein Raum, so eng und klein,
die Liebe einer Mutter ein!"
Aus dem Lesebuch v. 1900 S. 12
HEIMWEH
Was Heimweh ist, kann ich nicht sagen,
du musst mein Herz, das arme fragen.
Es hat es mir noch nie gesagt,
obwohl es mich tagtäglich plagt:
Geh´mit mir heim, komm mit nach Haus,
ins Vaterland, ins Vaterhaus
( Aus den Aufzeichnungen meiner Mutter)
DER HALLIGMATROSE
Hermann Allmers, 1821-1902
Kaptain, ich bitt´ euch, laßt mich fort,
O lasset mich frei, sonst lauf ich von Bord,
Ich muß heim, muß heim nach der Hallig!
Schon sind vergangen drei ganze Jahr,
Daß ich stets zu Schiff, daß ich dort nicht war,
Auf der Hallig, der lieben Hallig.
Nein, Jasper, nein, das sag´ ich dir,
Noch diese Reise machst du mit mir,
Dann darfst du gehn nach der Hallig.
Doch sage mir, Jasper, was willst du dort?
Es ist ein so öder, armseliger Ort,
Die kleine, einsame Hallig.
Ach, mein Kapitän, dort ist´s wohl gut,
Und an keinem Ort wird mir so zumut,
So wohl als auf der Hallig;
Und mein Weib hat um mich manch traurige Nacht,
Hab´ so lang nicht gesehn, wie mein Kind mir gelacht
Und Haus und Hof auf der Hallig.
So höre denn, Jasper, was ich dir sag´:
Es ist gekommen ein böser Tag,
Ein böser Tag für die Hallig;
Eine Sturmflut war wie nie vorher,
Und das Meer, das wild aufwogende Meer,
Hoch ging es über die Hallig.
Doch sollst du nicht hin, vorbei ist die Not,
Dein Weib ist tot, und dein Kind ist tot,
Ertrunken beid´ auf der Hallig.
Auch die Schafe und Lämmer sind fortgespült,
Auch dein Haus ist fort, deine Wurt zerwühlt;
Was wolltest du tun auf der Hallig?
Ach Gott, Kapitän, ist das geschehn!
Alles soll ich nicht wiedersehn,
Was lieb mir war auf der Hallig?
Und ihr fragt mich noch, was ich dort will tun?
Will sterben und im Grase ruhn
Auf der Hallig, der lieben Hallig.
(Hinsichtlich der vielen Überschwemmungen 2005 kam mir das Gedicht in den Sinn)
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Von der Wanderschaft zurück
Melodie -
Von der Wanderschaft zurück
Führt den Jüngling das Geschick,
|: Der nach langen Jahren kehrt
Zu dem heimatlichen Herd. :|
2. Tritt mit sehnsuchtsvollem Sinn,
Nach des Liebchens Wohnung hin,
|: Schaut zum Fenster still hinein,
Wo die holde Braut mag sein. :|
3. Als er sie zu Haus nicht sieht,
Wird's ihm bange ums Gemüt.
|: Fragt die Blümlein in dem Wald
Nach des Liebchens Aufenthalt. :|
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4. Bittet all die Blümlein schön,
Daß sie mit ihm suchen gehn,
|: Suchen auf den grünen Au'n.
Doch kein Liebchen ist zu schau'n.
5. Nachts, bei hellem Mondenschein,
Tritt er in den Friedhof ein.
|: Da sieht er beim Sternenglanz
Einen frischen Rosenkranz. :|
6. Zwischen Ros und Rosmarin
Steht Feinsliebchen Name drin.
|: Jetzt erst wirds dem Jüngling klar,
Wo sein Lieb zu finden war. :|
7. Traurig blickt er auf das Grab,
Leise Tränen rollen ab:
|: »Ausgelitten hast nun du.
Schlafe wohl in süßer Ruh!« :|
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( Meine Großmutter hat das immer gesungen)
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