Eine Nonne (Hochzeitsgedicht)
Wie, liebe Schwester, hört ich recht,
du willst dich nun vermählen?
Mit diesem männlichen Geschlecht
Dein Leben durchzuquälen?
Oh, all ihr Himmlischen des Lichts
Lass nicht dies Lamm erwürgen,
die Männer taugen alle nichts,
ich kann es euch verbürgen.
Hitzköpfe sind sie allzumal,
die Frau soll sich stets fügen,
und täglich, wohl ein duzend mal
kommts, dass sie uns betrügen.
Von Treue ist auch nicht die Spur
Bei Männern aufzufinden,
die flücht`ge Schmetterlingsnatur
ist gar nicht zu ergründen.
Zuerst da geht es allenfalls,
so in den Flitterwochen,
da könnten wir selbst ohne Salz
die Fleischbrühsuppen kochen.
Da sind sie voller Zärtlichkeit
und wir die reinsten Engel,
doch lange dauert nicht dir Freud,
dann seh`n sie tausend Mängel.
Dann brummen sie den ganzen Tag
Und quälen uns unsäglich,
man mach es denn auch wie mans mag,
sie finden nichts erträglich.
Und zieht er nur die Stirne kraus,
bemühen wir uns nach Kräften,
ihn zu erheitern, aber`s Haus
verlässt er in Geschäften.
Oh, die Geschäfte kennen wir,
gefüllt wird erst die Tasche,
und abends brechen mit Manier,
den Hals so mancher Flaschen.
Und kommt ein hübsches Mädchen nur,
so geht das Bragmentieren;
"He, guck mal, die prächtige Figur,
die hübschen Manieren."
Ach Schwester, ja, du tust mir leid,
ja, ja ganz ungeheuer,
besinne dich, noch ist es Zeit,
und nimm den Nonnenschleier.
Das Mannsvolk dient uns nie zum Heil,
ich w erd es ewig hassen,
und willst den Grund du wissen,
weil er mich hat sitzen lassen.
Gibt`s Hochzeit wo, schwillt mir
der Kamm, die Stirn tut sich in Falten,
ging es nach mir, kein Bräutigam
soll seine Frau behalten.
Doch seh`ich, meine Worte sind
hier in den Wind gesprochen,
wir sprechen uns, mein liebes Kind,
gleich nach den Flitterwochen.
Und sagst du, dass es dir gefällt,
schwör ich es hoch und teuer,
und setz dem Nonnentun ein Ziel
und such mir auch noch einen Freier.
Dieses Gedicht entnahm ich dem Gedichtbuch
meiner Urgroßmutter (1848 - 1924)
DIE JUNGFER
Ach, entschuldchen sie nur, dass ich stere,
awer ich komme nur ma so rewwergeflitzt,
weil ich von meiner Mime es here,
die do an der Ecke mit Sellerie sitzt,
dass hier soll Hochzeit gefeiert wern.
Un ich bin doch nun mol so anne fidele Haut
un es macht mir das größte Vergnüchen of Erden
zu sehn so anne hibsche un niedliche Braut.
Na die hat awwer och so a fideles Gesichte ,
awwer in Breitcham seins is je man och nich aus Stroh.
Awwer mir macht das mein janze Freide zunichte,
denn mich machte im janzen Leben
ken Ehemann das Leben nich froh.
Onbeter ,ja, die hotte ich ville im Leben,
awwer zum heiroten do kam`s nich,
die ham mir alle de Kiepe
(Korb) jejem,
un das kränkt mich ja man so ferchterlich.
En hotte ich, um den tuts mir jammern,
das wor a Grobschmied von feiner Manier.
Wenn der tat uf sein Eisen drufhammern,
denn hammertes in meinen Herzen mir.
Er hat mir die ewige Liebe versprochen,
doch drei Wochen dauerte se an,
denn hatte er sein Gelibte gebrochen
un Hoffrats Karline die grichten als Mann.
Denn hot ich enen, der wor bei de Husaren.
Do dacht ich ,der bliebe mir swig trei,
doch als der Krieg ausbrach vor ville Johre,
do musste mit ins Feld,un es wor widder vorbei.
Er hat mir viele zärtliche Briefe jeschriem,
awwer im letzten Brief schiebe mir,
-Oh- Weh-,
dass er beim Treffen in Warschau geblieben,
sein Lebensfoden der sei nun entzwe.
Nun hawwe ich mir enen Schneiderjesellen auserkoren,
also der Mensche, der hätte mich glicklich jemacht,
awwer den Winter, wo es so kolt wor,
do isse erfroren,
im Traume erscheinte mir noch jede Nacht.
So is mir nu enmol ken Mann nich beschieden,
mein Leben , das hat mir der Sturmwind verweht,
doch bin ich immer noch seelenzufrieden,
wenn es anneren Breiten recht glicklich jeht.
Denn lewet man wohl in eirem Ehestandsglück
un denkt och mo an de ole Jungfern zurück.
Ursprung unbekannt ; ich lernte das Gedicht
in unserem Dialekt von meiner Mutter
Zur eisernen Hochzeit